Hormonbehandlung in den Wechseljahren
Hormonbehandlung oder Hormonersatztherapie?
Vielfach wird bei der Hormonbehandlung von Hormonersatztherapie gesprochen. Dieser Ausdruck ist in mancher Hinsicht irreführend, denn es wird der Anschein erweckt, es würden die bislang selbst produzierten Hormone von anderen ersetzt.
Der wirkliche Sachverhalt ist komplizierter.
Im Körper herrscht ein sensibles Gleichgewicht zwischen den 3 Sexualhormonen der Östrogene, der Androgene und der Gestagene (Progesteron, das Gelbkörperhormon). Nimmt ein Hormon ab, so kann es leicht passieren, dass ein anderes die Oberhand gewinnt. So halten sich z.B. die Hormone Progesteron und Östrogen gegenseitig in Schach; sinkt beispielsweise der Spiegel des Gestagens “Progesteron” (des Gelbkörperhormons) ab, so führt das zu einer Östrogendominanz. Um eine Hormonbalance wieder herzustellen, ist eine abgestimmte Zufuhr der fehlenden Hormone nötig.
Bei der Wechseljahre-Hormontherapie muss der gesamte Hormonspiegel sozusagen neu eingestellt werden, indem die fehlenden Substanzen zugeführt werden. In diesem Sinne ist der Ausdruck „Hormonzuführung“ treffender als ‚Hormonersatztherapie‘.
Wer braucht Hormone
Mutter Natur hat es ursprünglich so eingerichtet, dass keine Frau in den Wechseljahren zusätzliche Hormone braucht. Der Hormonrückgang ist ein natürlicher Umstellungsprozess im Leben und er bedeutet nicht, dass die gesamte Hormonproduktion vollkommen zurückgefahren wird. Der Körper produziert bei den meisten Frauen bis ins hohe Alter hinein Hormone. Nur die Zusammensetzung und die Konzentration ändern sich.
Die hauptsächlichen Probleme während der Wechseljahre entstehen nicht durch gänzliches Fehlen bestimmter Hormongruppen, sondern durch die Schwankungen des Hormonspiegels. Dies führt zu den bekannten Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Aufgeschwemmtsein und Brustschmerzen, Gereiztheit. Bei starken Beschwerden kann hier manchmal die zusätzliche Gabe von Hormonen sinnvoll sein – sofern die Hormonbehandlung fein dosiert und auf die wirklichen Bedürfnisse abgestimmt ist.
Insbesondere in den Fällen, in denen die sanfteren Mittel wie Phytohormone nicht wirken, sollten die betroffenen Frauen ein Facharzt aufgesuchen um vor der Therapie zunächst einen Hormontest durchführen zu lassen. Ideal ist es, wenn Frauen bereits vor Beginn ihrer Wechseljahre ihren individuellen Hormonspiegel analysieren lassen. Denn dieser ist nicht bei jeder Frau gleich. So kann später leicht festgestellt werden, welches Hormon abgesunken ist und zugeführt werden muss, um die persönliche Balance wieder zu erlangen.
Die Vorteile der Hormontherapie (Hormonzuführung)
liegen in der schnelleren und stärkeren Wirkung. Während bei einer Hormonbehandlung mit Phytohormonen meist mit einer Umstellungszeit von 4-6 Wochen gerechnet werden muss, bis die gewünschte Wirkung eintritt, spürt man die Wirkung einer Hormonbehanldung mit identischen oder pharmazeutischen Hormonen sofort.
Insbesondere bei speziellen Problemen wie Scheidentrockenheit, Verdünnung des urigenitalen Gewebes, damit verbundenem ungewollten Harnabgang kann die gewünschte Wirkung sofort und effektiv mit dem lokalen Einsatz mit niedrig dosierter Hormonsalbe oder Hormongel erreicht werden. Voraussetzung ist allerdings, dass man den Hormonspiegel durch einen Hormontest vorher bestimmt hat.
Die Nachteile oder Nebenwirkungen der Hormontherapie (Hormonzuführung)
liegen aber ebenfalls in der schnellen und stärkeren Wirkung.
So wie die Hormonzuführung gern gegen die Beschwerden angewandt wird, wird sie von vielen Frauen auch oft wegen daraufhin auftretender Beschwerden wieder abgesetzt. In manchen Fällen empfinden Frauen nach der Behandlung stärkere Beschwerden als vorher.
Der Grund liegt darin, dass die richtige Dosierung oftmals nicht sofort gelingt. In dem einen Fall ist die Dosierung zu stark, in dem andern Fall wird gar das falsche Hormon zugeführt und eine bestehende Dominanz noch verstärkt. In den meisten Fällen muss mit verschiedenen Anwendungen experimentiert werden, bis die am besten verträgliche Hormontherapie gefunden ist.
Auch sind die Risikofaktoren bei der traditionellen Form der Hormontherapie immer noch nicht ganz geklärt. Gerade in der Anwendung der so genannten natürlichen Östrogene aus Stutenurin wurden viele Risikofaktoren indiziert, wie höheres Risiko für Brustkrebs oder in der ersten Phase der Einnahme ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt. Synthetisches Gestagen kann das Risiko für Arterienverkalkung und Venenthrombosen vergrößern.
In der Folgezeit der Hormontherapie wurden leichtere Hormonanwendungen entwickelt, die eine bessere Verträglichkeit und weniger Nebenwirkungen versprechen. Leider sind die Langzeitstudien noch nicht abgeschlossen, so dass noch keine hundertprozentig verlässlichen Aussagen über die Risiken gemacht werden können.
(siehe auch: Risikofaktoren in der Hormontherapie)
Die Vorteile von Phytohormonen
Phytohormone können in zwei Richtungen wirken. Sie docken an den Hormonrezeptoren und stimulieren diese auf ähnliche, aber schwächere Weise wie die körpereigenen Hormone. Dadurch wirken sie sozusagen ausbalancierend auf den Hormonhaushalt.
Bei Östrogenüberschuss, was oftmals gerade zu Beginn der Wechseljahre vorkommt, bewirkt die Zugabe von Phytoöstrogenen (z.B. Lignane in Leinmehl oder Leinsaatschrot, oder Phytoprogesteron in Teemischungen wie Menobalance 1 ) eine sanfte Abschwächung des Östrogenspiegels, da die Rezeptoren teilweise von den schwächeren Phytoöstrogen bedient werden. Das wirkt sich günstig aus bei der Gefahr von Brustkrebs (übermäßiges Wachstum des Brustgewebes) oder anderen östrogenstimulierten Krankheits- und Beschwerdebildern.
Bei Östrogenmangel dagegen (was meist in der späteren Phase der Wechseljahre vorkommt) werden die Östrogenwirkungen auf sanfte Weise stimuliert, damit die gewünschten Östrogenwirkungen im Körper anregt (Schleimhäute befeuchtet, Schleimhautgewebe gefestigt und stabiler, Hautbild verbessert). Und insbesondere bei Beschwerdebildern, die auf einer Hormonschwankung beruhen (wie Hitzewallungen bei instabilem Östrogenspiegel), kann die Gabe von Phytohormonen durchaus sinnvoll sein, da die Phytohormone ausgleichen wirken.
Bei Phytoprogesteronen häufen sich sogar in jüngster Zeit die Anzeichen, dass sich diese im Körper sehr ähnlich wie das körpereigene Progesteron verhalten; dass heißt, dass die Phytoprogesterone (z.B. aus Walnussblatt, oder aus Yams) an den Progesteron-Rezeptoren die richtigen Steuerungsbefehle auslösen.
Die Nachteile von Phytohormonen
Die Wirkung ist nicht so stark wie bei den körpereigenen Hormonen. Tritt ein Hormonmangel rapide auf, ist eine starke Stimulation gewünscht (was durchaus nach Operationen, etwas durch Entfernen der Eierstöcke, geschehen kann). In so einem Fall ist dann eher eine genau dosierte Hormonzuführung angeraten, deren Zusammensetzung sich aus der Analyse des Hormonspiegels (zumindest das Verhältnis Östrogen – Progesteron – Testosteron zueinander) ergibt.